Bosco Rübe rast durchs Jahr

Die Familie Rübe aus dem Bilderbuch Schlafen wie die Rüben (2021) kehrt nun in Bosco Rübe rast durchs Jahr (2022) zurück. Dita Zipfel und Finn-Ole Heinrich haben wieder gemeinsam getextet, Tine Schulz illustriert. Herausgekommen ist dabei ein kunterbuntes Vorlesebuch in rasantem Tempo, bei dem Bosco als jüngster Spross der Familie im Zentrum steht. Der Tag nach seinem dritten Geburtstag, dessen Magie Bosco noch komplett erfüllt, markiert den Anfang der Geschichten: „Bosco steht noch mittendrin im Gestern, in seinem großen dritten Geburtstag.“ (S. 4) Dieser Starpunkt ist gleichzeitig ein Sehnsuchtspunkt, denn Bosco kann es kaum erwarten, in einem Jahr wieder Geburtstag zu haben: „Das ist ja ewig. Und dann ist es nur ein klitzikurzer Tag und dann wieder vorbei, so wie jetzt.“ (S. 3) Was alles in einer aus Kindersicht so gefühlten Ewigkeit zwischen den Geburtstagen passieren kann, erzählen die einzelnen Geschichten.

Rasend durchs Jahr

Bosco ist immer voller Energie, jauchzend, zappelnd, adlerhahnmäßig auf Welltraumerkundungstour, mit brillanten Essensideen wie Müsli mit Apfelmilch, aber auch mal brüllend, wenn es sein und sein Kopf durchgesetzt werden muss oder kurzerhand vor Wut in die Tischkante gebissen wird. Er bringt ordentlich Trubel in das Familienleben seiner Eltern und den älteren Schwester Alva und Rosa. Die einzelnen Geschichten sind immer zwei bis vier Seiten lang und entwickeln ein buntes Kaleidoskop des Alltags: vom Familienfrühstück, vorzeitiges Beenden der Nacht bis hin zum Bärendasein als „Bäribosco“ (S. 74) im Kindergarten entfaltet sich hier all das, was einen drei-jährigen so umtreibt. Die Geschichten legen ein schnelles Tempo vor, was auch daran liegt, dass Bosco immer Lust auf Neues und auf Action hat.

Erzähltes Familienleben

Sprachlich treffen Zipfel und Heinrich genau den richtigen Ton: „das dauert noch ewig, aber das Gefühl ist schon mal gelandet.“ (S. 54) So ist Bosco eben kein eindimensionaler Rabauke, sondern auch ein liebevoller Beobachter, der gerne und viel fühlt. An vielen Stellen dürften sich Vorlesepersonen an ähnliche Szenen und dadaistische Kommunikationssituationen mit Kindern über absurde Details erinnern: „Bosco möchte Müsli ohne Milch. Und Apfelsaft MIT. Einen großen Teller, einen kleinen Löffel. Nicht das Glas mit dem Elefanten, der guckt komisch. […] Der große Teller ist zu blau.“ (S. 10) Im Vordergrund steht aber das dynamische Erleben von Bosco, das sich in den wunderschönen Illustrationen von Tine Schulz fortsetzt. Jede Seite ist anders gestaltet und das Zusammenspiel von Bild und Text wirkt auch auf das Tempo ein.

Erzählkosmos Rübe

Dass Familie Rübe nach und nach einen ganzen eigenen Erzählkosmos bekommen wird, zeigt sich hier auch in kleineren Anspielungen. So wird wortwörtlich auf das Bilderbuch Debüt verwiesen, wenn Bosco das „große Zubettgehen der kleinen Leute.“ (S. 31) ankündigt. Die Bildebene unterstützt diese Form der Metafiktion weiter, indem Bosco auch das entsprechende Bilderbuch anschaut. Aber auch ohne solche Referenzen zu entdecken, die die Literaturwissenschaftlerin natürlich erfreuen, bietet Bosco Rübe rast durchs Jahr unendlich viel Vor- und Lesespaß, egal wie alt man ist. Man kann nur hoffen, dass das bunte Treiben der Rüben schnell fortgesetzt wird.  

Literatur

Dita Zipfel / Finn-Ole Heinrich: Bosco Rübe rast durchs Jahr. Mit Illustrationen von Tine Schulz. Hamburg: Huckepack im Mairisch Verlag 2022.

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