Forschungen zur Kinder- und Jugendliteratur

Graduiertenkonferenz, 8.-9. November 2013, Wien

Eine geradezu einzigartige Graduiertenkonferenz für Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Kinder- und Jugendliteratur (KJL) fand vom 8. bis 9. November 2013 an der Universität in Wien statt. Einzigartig nicht nur hinsichtlich der seltenen Gelegenheit, sich mit anderen Doktoranden über unterschiedliche Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft austauschen können, sondern auch hinsichtlich der Tatsache, dass dies die erste im deutschsprachigen Raum abgehaltene Graduiertenkonferenz für Nachwuchswissenschaftler/innern aus diesem Bereich war. Dementsprechend groß war auch der Andrang: es waren Doktoranden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten, die ihre jeweiligen Projekte vorstellten. Über die meiste Zeit saßen ausschließlich die durchweg recht jungen Nachwuchswissenschaftler im Publikum saßen, die ihre Projekte vorstellten, sowie die überwiegend älteren und erfahrenen Wissenschaftler, die dankenswerterweise diese Konferenz ins Leben gerufen haben. Nachdem jeweils zwei bis drei aktuelle Projekte vorgestellt wurden, folgte eine allgemeine Diskussionsrunde, in welcher sich anfangs nahezu ausschließlich die älteren Wissenschaftler zu Wort meldeten, was bisweilen für eine Art Prüfungscharakter sorgte. Die Stimmung lockerte sich jedoch nach und nach auf und  besonders in den Pausen und am Abend kam es zum Austausch von sehr hilfreichen Informationen zu den einzelnen Arbeiten. Insgesamt konnten sich alle Teilnehmer über ein konstruktives und angenehmes Klima freuen.
Was die einzelnen Beiträge betrifft, soll der folgende beispielhafte Auszug einen Eindruck deren Vielfältigkeit vermitteln: Anna Stegmann (Uni Siegen) stellte ihre Arbeit zu: Jugendliterarische Topographien: Erzähl-, Erfahrungs- und Entwicklungsräume der Adoleszenz in kulturökologischer Perspektive vor, Manuela Kalbermatten (Uni Zürich) sprach über: Gesellschaft, Geschlecht und Identität in Future Fiction für Jugendliche, Michael Stierstorfer (Uni Regensburg) sprach über: Das griechisch-römische Sagengut als Fundus für die aktuelle phantastische Literatur und den Fantasy-Film, Andreas Osterroth (Uni Koblenz-Landau) sprach über: Das Kinderbuch im Zeitalter von Tabletts, Smartphones und Whiteboards und Kerstin Gittiger (Uni Wien) sprach über: Täter/-innenbilder in der österreichischen Jugendliteratur aus literaturevolutionärer Perspektive. Darüber hinaus gab es noch viele weitere interessante Projekte, die hoffentlich alle in dem E-Book versammelt sein werden, das Anfang 2014 online verfügbar sein wird. Der entsprechende Link wird später an dieser Stelle ergänzt.
Was den jeweiligen Inhalt der Vorträge betrifft, eröffnet sich durch das geplante E-Book die Möglichkeit diesen im Einzelnen, bei Bedarf nachzulesen. Hinsichtlich der Art lässt sich festhalten, dass einerseits Teilaspekte von aktuellen Dissertationsprojekten vorgestellt wurden, oder auch vorläufige Ergebnisse, sofern die Arbeit schon weiter vorangeschritten war. Darüber hinaus wurden auch noch nicht realisierte Konzepte und Ideen vorgestellt, um von der Rückmeldung des wissenschaftlichen Publikums zu profitieren. Es eröffnete sich somit eine breite Palette unterschiedlicher Forschungsansätze und Schwerpunkte, sodass überaus deutlich wurde, wie groß der Bereich der Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft tatsächlich ist und auf welche vielfältige Weise man sich mit der KJL auseinandersetzen kann. Auch herrschte keine Konkurrenzstimmung, wie man sie leider recht häufig bei Graduierten-Konferenzen beobachten kann. Ganz im Gegenteil schien jeder darauf bedacht, den jeweiligen Redner mit nützlichen Hinweisen zu unterstützen.
Beendet wurde die Konferenz mit der Vorstellung eines Plakats, das den aktuellen Stellenwert der Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft aufzeigen sollte, einer Wissenschaft deren Zukunft in unseren d.h. in den Händen der Nachwuchswissenschaftler liege. Dieser Ausklang der Konferenz trug einerseits dazu bei, dass die Wertschätzung der einzelnen Beiträge bzw. deren Bedeutung für die KJL besonders deutlich wurde und vermittelte andererseits das Gefühl, dass sich die Nachwuchswissenschaftler der KJL als Pioniere auf diesem noch nicht sehr alten Forschungsgebiet fühlen konnten. Bedenkt man jedoch, dass das Institut für Jugendbuchforschung in Frankfurt in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert und schaut man darüber hinaus auf die unzähligen Veröffentlichungen alleine dieses Instituts, war es mir schwerlich möglich, mich als Pionier auf diesem Forschungsgebiet zu fühlen. Dass hingegeben die Zukunft tatsächlich in den Händen der Nachwuchswissenschafter liegt, scheint nur folgerichtig.
Abschließend lässt sich festhalten, dass diese Graduierten-Konferenz für großen Aufwind hinsichtlich der eigenen Forschung sorgte und es daher wünschenswert wäre, ähnliche Konferenzen in regelmäßigem Abstand abzuhalten.

Über Iris Schäfer

Iris Schäfer ist Lehrbeauftragte und Doktorandin am Institut für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sie studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften und Germanistik in Frankfurt und London. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind literarische Adoleszenz- und Krankheitsdarstellungen.

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