Neben Klassikern wie Micky Maus und Donald Duck, die monatlich immer wieder und immer noch z.B. im Lustigen Taschenbuch auftreten und von vielen Erwachsenen gelesen werden, gibt es nur wenige Comicserien, die sich ausdrücklich an Kinder richten. Während der Reprodukt Verlag seit einigen Jahren eine kleine und feine Sparte Kindercomics etabliert hat, gibt es seit 2018 mit POLLE auch ein eigenes deutschsprachiges Comic-Magazin für Kinder zwischen 7 und 12 Jahren. Das Heft erscheint zweimal jährlich, mittlerweile im Péridot Verlag. Redaktionell begleitet wird POLLE von Ferdinand Lutz, Wiebke Helmchen und Jakob Hoffmann. Einen Einblick in das aktuelle Heft gibt es hier.
Ein Kessel POLLE
Jede Ausgabe setzt sich zusammen aus kurzen oder längeren Comics, die in sich abgeschlossen sind. Vielfältige Künstler:innen, nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum, steuern Geschichten bei, die mal lustig, mal traurig, mal alltäglich, mal skurril sind. Die aktuelle Ausgabe #7 widmet sich dem Schwerpunktthema Grusel. Das wunderschön von Axel Scheffler gestaltetet Cover stimmt darauf mit einer Grüffeloartigen Figur direkt ein. Diese scheint eine comiclesende Figur zu verschlingen, die sich wiederum aber noch nicht aus der Ruhe bringen lässt. Die Comicgeschichten, die es danach im Heft zu lesen gibt, sind ganz unterschiedlich in den Zeichenstilen, der Thematik und den Tönen, die angeschlagen werden. So hat die Figur Alva nach Stößen an den Kopf auf einmal übernatürliche Fähigkeiten, eine sprechende Echse muss ihre Liebe zum Synchronschwimmen verstecken oder der Hoseneinkauf wird zum größten Gruselereignis. Dass die Geschichten alle dem Schwerpunktthema zugeordnet sind, dieses aber teilweise auch um die Ecke denken, gehört mit zu den Stärken des Heftes.
Erzählfreiheiten
POLLE bietet den Zeichner:innen und Autor:innen vielfältige Möglichkeiten zum Ausprobieren, das Spiel mit Comicformen und Stilen ist ausdrücklich als Programm angelegt. So werden Kinder in der Lektüre sicherlich teilweise stark herausgefordert, können aber auch ganz neue Darstellungsweisen und Formen entdecken. Daneben lassen sich ebenso bekannte Zeichenstriche, etwa von Ralf König oder Tor Freeman finden. Während König sonst in der Regel ausdrücklich Comics mit Themen für Erwachsene vorlegt, ist Freeman mit seiner Serie um die beiden Polizisten im Örtchen Oddleigh fest etabliert im Kindercomicbereich. Das Magazin bietet damit eine gute Mischung aus Neuem, Bekannten und zeichnet sich durch eine große Liebe zum Detail aus. Dies betrifft nicht nur die einzelnen Comicgeschichten, sondern auch die ganze Gestaltung des Heftes, dessen Cover und das Papier im Innenteil eine tolle Haptik haben. Zusätzlich sind einige Geschichten auch noch vertont oder es gibt Musik, die über einen QR-Code abgerufen werden kann. POLLE zeigt damit ebenso, wie interessantes und anspruchsvolles Erzählen in einer digitalisierten Welt weitergeführt werden kann. Das Magazin richtet sich zwar ausdrücklich an Kinder, bietet aber Lesenden aller Altersgruppen wunderbare Comic Unterhaltung.
Litatur
POLLE. Comic-Magazin #7. Köln: Péridot 2022.